
Lisa Fittko lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 in Chicago. Oft wurde sie geehrt für ihre Fluchthilfe im Jahr 1941, als sie mit ihrem Ehemann Hans unter anderem Walter Benjamin auf einem steilen Bergpfad über die Pyrenäen aus dem besetzten Frankreich nach Spanien brachte. Doch jener “Weg über die Pyrenäen”, welchen sie auch in ihrem gleichnamigen Buch (DTV/ Hanser Verlag) beschrieb, ist nur eine Episode in Lisa Fittko’s Leben.
Geboren wurde sie in einer jüdischen Familie im Jahr 1909 in der Kleinstadt Ungvar, die damals zum ungarischen Teil der k.u.k. Monarchie gehörte. Später wurde daraus Ushhorod und dann Ushgorod und gehörte zu Tschechien, Deutschland, der Sowejtunion und heute zur Ukraine.
Lisa Fittko erlebte den ersten Weltkrieg in Wien, wo ihr Vater die Antikriegszeitschrift “Die Waage” herausgab und sich finanziell ruinierte. Nach der Übersiedlung nach Berlin schloß sie sich zuerst dem Sozialistischen Schülerbund an und arbeitete nach Hitlers Machtergreifung im Widerstand. Bald mußte sie in die Illegalität gehen und sogar Deutschland verlassen. In Tschechien lernte sie Hans Fittko, ihren späteren Mann kennen, aus dem Exil arbeiten sie gemeinsam weiter gegen das Nazi-Regime. Mehrfach entkamen sie knapp der Auslieferung. Ihre Flucht führte sie durch die Schweiz, Holland, in Frankreich zuerst nach
Paris, dann ins Internierungslager Gurs, dann mit tausenden anderen Flüchtlingen nach Marseille. Von dort schien es kein Entkommen zu geben, trotz Paßfälschungen und aller Bemühungen. So beschlossen beide, einen Fluchtweg zu Fuß zwischen dem franzöischen Cerbère und dem spanischen Portbou zu erkunden. Der Gesandte des American Rescue Committee Varian Fry, der nach Marseille gekommen war um Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und andere in die Freiheit zu holen ergreift die Gelegenheit und bittet die Fittkos die Flucht zu organisieren.
So gelang es, über 100 Menschen aus Frankreich heraus zu bringen, bis die Faschisten das Nadelöhr stopften. Lisa und Hans Fittko können diesen Weg nicht mehr gehen. Wie sie dennoch ein Schiff erreichten und nach Cuba gelangten, wie sie in den 50er Jahren in die USA gelangen, das und viele Begebenheiten mehr prägen das Leben der Lisa Fittko.
Hanne und Hubert Eckart besuchten 2001 diese außergewöhnliche, aufrechte, heitere und kluge Frau in Chicago. In vielen Stunden entstanden diese Gesprächsaufzeichnungen, in denen Lisa Fittko ihr fast einJahrhundert währendes Leben anschaulich und lebendig erzählt.
Das Ergebnis ist ein Hörbuch (3 Audio-CDs), welches hier kostenlos bestellt werden kann.